Installation in der Ausstellung Bestandsaufnahme Gurlitt: «Entartete Kunst» – Beschlagnahmt und verkauft, Kunstmuseum Bern, 3.11.2017 – 11.3.2018, Detail. © Kunstmuseum Bern, David Oester

DER KUNSTFUND GURLITT

Der Kunstbesitz von Cornelius Gurlitt (1932 – 2014) erlangte zunächst in den Medien als «Schwabinger Kunstfund» öffentliche Bekanntheit. Im Rahmen eines Steuerermittlungsverfahrens waren 2012 rund 1'200 Kunstwerke in Gurlitts Münchner Wohnung eingezogen worden. Mit der Auffindung weiterer Werke in Gurlitts Salzburger Haus erhöhte sich die Anzahl auf rund 1'600 Objekte.

Da Cornelius Gurlitts Vater, der Kunsthistoriker Hildebrand Gurlitt (1895 – 1956), als Kunsthändler mit den nationalsozialistischen Regime zusammengearbeitet hatte, lag eine Überprüfung des Bestands auf Raubkunst nahe.

Als einer der ersten Privatsammler in Deutschland ermöglichte Cornelius Gurlitt systematische Provenienzabklärungen und die Restitution von NS-Raubkunst nach den Washingtoner Prinzipien (1998) und der Gemeinsamen Erklärung (1999).

Im November 2013 beauftragten die Bundesrepublik Deutschland und der Freistaat Bayern die Taskforce «Schwabinger Kunstfund» mit Provenienzrecherchen. Von Januar 2016 bis Dezember 2017 setzte das Projekt «Provenienzrecherche Gurlitt» in der Trägerschaft der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste die Abklärungen fort. Abschliessende Recherchen und die Dokumentation verantworteten die Folgeprojekte «Reviews, Dokumentation und anlassbezogene Forschungsarbeiten zum Kunstfund Gurlitt» (2018) und «Publikation und Ergebnisdokumentation zum Kunstfund Gurlitt» (2019). Seit 2020 ist die Kunstverwaltung des Bundes (Bundesrepublik Deutschland) zuständig bei Fragen zu diesen Recherchen.

DAS LEGAT AM KUNSTMUSEUM BERN

Cornelius Gurlitt verstarb am 6. Mai 2014. In seinem Testament setzte er die Stiftung Kunstmuseum Bern als Alleinerbin ein.

Das Kunstmuseum Bern hat mit der Annahme des Erbes Gurlitt eine historische Verantwortung übernommen. Dies beinhaltet

  • die Erforschung der Provenienzen der Kunstwerke und die historischen Zusammenhänge des Legats Gurlitts,
  • einen transparenten Umgang mit Forschungsergebnissen,
  • die öffentliche Zugänglichmachung der Kunstwerke und Artefakte des Legats Cornelius Gurlitt,
  • die unkomplizierte Restitution von NS-Raubkunst.

Die entsprechenden Rahmenbedingungen und Verfahren wurden in der Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Bayern und der Stiftung Kunstmuseum Bern vom 24. November 2014 festgelegt.

Seit 2018 unterstützt die neu geschaffene Abteilung Provenienzforschung des Kunstmuseum Bern die Recherchen zum Legat Cornelius Gurlitt. Nach Abschluss der von der Bundesrepublik Deutschland geförderten Projekte per 31. Dezember 2019 setzt das Kunstmuseum Bern die Tiefenrecherchen fort.

Das Legat Cornelius Gurlitt enthält zahlreiche qualitätsvolle Werke der französischen Kunst, herausragende Arbeiten des deutschen Expressionismus sowie Gemälde und Grafiken aus ehemaligem Familienbesitz der Maler Heinrich Ludwig Theodor Gurlitt (1812 – 1897) und Cornelia Gurlitt (1890 – 1919). Alle Kunstwerke und Artefakte sind in der Datenbank DER NACHLASS GURLITT dokumentiert.

Den schriftlichen Nachlass von Cornelius Gurlitt übereignete das Kunstmuseum Bern der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Vereinbarung vom 24. November 2014 in Form einer Schenkung. Er ist im Bundesarchiv öffentlich zugänglich.

Bis März 2021 konnten neun Kunstwerke aus dem Nachlass Cornelius Gurlitt an die Nachfahren ihrer rechtmässigen Eigentümer:innen restituiert werden.